„Meilenstein auf dem Weg zur Dekarbonisierung“
„CO2 in der Blechumformung: Fakten, Herausforderungen und Ausblick", lautete der Titel einer IBU-Veranstaltung zur Dekarbonisierung. Der Industrieverband Blechumformung holte dazu Experten aus Forschung und Praxis ins Boot. In Breakout Sessions vertieften die Teilnehmer wichtige Aspekte: vom CO2-reduzierten Stahleinkauf über gesetzliche und kundenseitige Anforderungen bis zur Produktbetrachtung. IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs bewertet die Veranstaltung als Meilenstein: „Wir unterstützen unsere Mitgliedsunternehmen damit auf dem Weg zur nachhaltigeren – ökonomisch und ökologisch sinnvollen – Blechumformungsindustrie.“
CO2-Schlüsselfaktoren: Materialauswahl, Nutzungsgrad, Rezyklatanteil
Prof. Dr. Wolfram Volk, TU München, präsentierte relevante Einflussgrößen in der Fertigung und identifizierte Stellhebel zur CO2-Reduzierung. Schlüsselfaktoren sind für ihn Materialauswahl sowie die Erhöhung von Materialnutzungsgrad und Rezyklatanteil.
Netto-Null bis 2040
Bis 2040 peilt die ZF Group Netto-Null an. Ralf Hässig hob hervor, dass die Entwicklung entsprechender Technologien innovative Lösungen und mutige Entscheidungen erfordern. Der Kraftakt macht sich bezahlt: Ohne Dekarbonisierungsmaßnahmen kommen 38 Prozent mehr Kosten auf die Unternehmen zu.
Einheitliche Berechnungsmethodik in der Lieferkette
Patrick Musch stellte die eigenen ambitionierten CO2-Ziele der BMW Group vor. Und plädierte für eine einheitliche Berechnungsmethodik von CO2-Werten in der Lieferkette.
Carbon Footprint im Stahleinkauf
Auch im Stahleinkauf steigt die Bedeutung des Carbon Footprints. Direktreduktion und die Nutzung grüner Energie sind wirkungsvolle Vermeidungsansätze. Als zentrale Herausforderungen bewertet Andreas Schneider, Stahlmarkt Consult, Transparenz und abgestimmte Reduktionspläne. Eine 10-prozentige Verringerung der Scope 3-Emissionen senkt bei den meisten Blechumformern den Carbon Footprint stärker als eine 90-prozentige Senkung der Scope 1- und Scope 2–Emissionen.
Ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement
Für ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement plädiert Sandra Stassinet von LBBW Sustainability. Es sollte Wertschöpfung, Klimastrategie, Natur und Biodiversität miteinbeziehen. Die Expertin empfahl, im ersten Schritt die „Hot Spots“ der Treibhausbilanz zu identifizieren. Anschließend gilt es Reduktionsmaßnahmen zu starten, zu neutralisieren und zu kompensieren.
Transformation als Wettbewerbsfaktor
Anja Strogies, PwC, sieht die Transformation als ökologisches Muss und Wettbewerbsfaktor. Sie verwies auf Unternehmen aus Luft- und Raumfahrt, Automotive, Elektronik und Energie, die Netto-Null-Ziele verfolgen: ihre Motivation sind neben regulatorischen Vorgaben auch Marktdynamik, öffentliche Wahrnehmung und Investorenengagement. Dazu kommen Mitarbeitergewinnung und -bindung – eine nachhaltige Arbeitgebermarke wirkt sich positiv aus.